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‚DigiSnick‘ – ein besonderer Projekttag rund um Medien an der Eichenlaubschule

DigiSnick: Eine Schule geht campen – ein Schultag als Barcamp


„Die Frage ob wir wahnsinnig sind?“ – „Ja, die kam öfter als einmal“ Darin sind sich die
Initiatorinnen des schulinternen Barcamps „DigiSnick“ an der Eichenlaubschule Weiskirchen
(ELS), einig.
Die beiden Lehrerinnen wagten gemeinsam mit ihrer Schule ein Mammut- und zugleich
Herzensprojekt und gestalteten mit der gesamten Schulgemeinschaft, also Schülerinnen und
Schülern, Eltern und dem Lehrerkollegium einen kompletten Schultag als Barcamp (siehe Fenster).
Doch wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Schultag als Barcamp durchzuführen? Die
ursprüngliche Idee eines Medienprojekttages für einzelne Klassenstufen verselbständigte sich und
aus dem anfänglichen kleinen Projekt erwuchs der „DigiSnick“. Den Namen bekam das Event vom
stellv. Schulleiter Patric Neumeyer und seiner großen Vorliebe für einen Schokoriegel für den
großen Hunger. Ursprünglich war die Veranstaltung wegen der vielen Informationshäppchen als
„DigiSnack“ geplant. Aber wer schaut schon so genau auf Vokale.
Nach einer kurzen Recherche, ob schon einmal eine ganze Schulgemeinschaft ein Barcamp
durchgeführt hat, fand man sich in der Rolle des Pioniers. „Ein Barcampformat als pädagogischer
Tag für das Kollegium – ja. Auch als Prüfungsvorbereitung in Abschlussjahrgängen – ja! Mit allen
zusammen (Schüler- Eltern – Lehrer) – bisher nicht“ so Julia Frei und Anika Kirsch, beide
Mitglieder des Orga-Teams. „Da mussten wir wohl den Sprung ins kalte Wasser wagen“.
Im Vorfeld musste allerdings etwas Überzeugungsarbeit geleitstet werden, denn es ging um einen
Aspekt, der wohl allen Lehrkräften schwer fällt: Die Zügel loslassen und die Kontrolle abgeben.
Sich auf das Ungewisse einlassen. „Ich dachte, es wird das absolute Chaos!“ so ein Kollege der
Eichenlaubschule. Viele Ängste konnte der Moderator für das Barcamp, Dejan Mihajlović nehmen.
Er selbst hat bereits viele Barcamps in unterschiedlichen Formen geplant und durchgeführt. Ein
ganzer Schultag als Barcamp, das war aber auch für ihn neu. Begeistert von der Idee kam der
Lehrer und Fortbildner aus Freiburg, um die ELS zu unterstützen.
Er sollte zu einem besonderen Tag an der Schule werden, denn statt am üblicherweise auf dem
Stundenplan stehenden Fachunterricht teilzunehmen, durchliefen die Schülerinnen und Schülern
Workshops zur Förderung der Medienkompetenz. Das Besondere dabei: Auch sie selbst konnten
Workshops anbieten und wurden so zu „Teilgebern“ der Veranstaltung. Das Programm des Tages
stand nicht schon vorher fest sondern wurde, wie bei einem Barcamp üblich, erst am Morgen
gemeinsam erstellt.
„Wenn ihr heute nach Hause geht und fandet den Tag blöd, dann seid ihr selbst Schuld. Ihr habt die
einmalige Gelegenheit, einen Schultag aktiv mitzugestalten und Workshops zu den Inhalten
anzubieten und zu besuchen, die euch wirklich interessieren. Wenn ihr diese Gelegenheit nicht
nutzt, könnt ihr euch hinterher auch nicht beschweren.“ So Dejan Mihajlović zur Schülerschaft
beim Auftakt. Er erklärte anschließend das Vorgehen und bat die Schülergruppen und Lehrpersonen
zu sich auf die Bühne. Nach dem Prinzip eines Barcamps wurden Workshopideen auf der Bühne
vorgestellt, dann konnte per Handzeichen Interesse bekundet werden. Bei entsprechender Resonanz
wurde man zum Teilgeber bzw. Teilgeberin und der Workshop fand statt.
Insgesamt kamen so unglaubliche 93 Workshopangebote zustande. „Ich wusste ja, dass einige
Workshops entstehen werden, aber dass es dann am Ende so viele waren, hat selbst mich
überrascht“ so die Schülersprecherin Viktoria Birk. Nach dem gemeinsamen Auftakt in der
Sporthalle durchliefen alle im Laufe des Tages vier Sessions á 45 Minuten, wobei man auch
währenddessen das „Prinzip der zwei Beine und offenen Türen“ nutzen und die Workshops
verlassen bzw. betreten konnte.
Die ELS öffnete sich an dem Tag noch auf weitere Weise: Eingeladen waren eine Vielzahl an
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medien und Digitalisierung; Lehrerkolleginnen und
-Kollegen aus Baden Württemberg und anderer saarländischer Schulen, der Polizei, des
Jugendschutzes und Eltern sowohl als Teilnehmer als auch als Anbieter von Workshops. Ebenso
kamen Referenten des Landesinstitutes für Pädagogik und Medien und aus der Schulsozialarbeit.
Der übliche Zeitrahmen eines Schultages wurde durchbrochen und die Schülerinnen und Schüler
waren von 9:00 bis 14:00 eigenständig in den verschiedenen Bereichen des Hauses unterwegs,
bevor es zum gemeinsamen Abschluss wieder in die Halle ging.
Bereits im Verlauf des ersten Slots verbreitete sich im gesamten Schulgebäude eine wunderbare
Stimmung, die den restlichen Tag anhalten sollte und viele, grade die im Vorfeld skeptischen
Lehrerinnen und Lehrer, überraschte. „Unglaublich, ich bin gerade über den Flur, alle Türen stehen
offen und die Schülerinnen und Schüler dürfen sich frei zwischen den Workshops bewegen…aber
es ist einfach mucksmäuschenstill! Das ist der Wahnsinn!“ so Stephanie Bilz, Kollegin an der ELS.
Dies beruhigte vor allem die Organisatorinnen und Organisatoren.
Die Schülerinnen und Schüler als Teilgeber teilten so in Workshops etwa ihr Wissen zur Arbeit mit
IPads, zum mediengestützten Präsentieren mit Keynote oder dem GreenScreen. „ Besonders toll
war, dass die Erwachsenen uns Kindern in unseren Workshops wirklich aufmerksam zugehört
haben.“ so Luca aus der Klassenstufe 6.
Schülerinnen und Schüler des Medienkurses (schuleigenes Fach der Eichenlaubschule) der Klasse
10 hatten eine spannende QR-Code Rallye durchs Schulhaus konzipiert und an einer weiteren
Station konnte man Bananen zu einem Klavier programmieren und erste Versuche im Bereich
Coding unternehmen.
Einige Mädels der höheren Stufen taten sich zu einem Workshop zusammen, der sich speziell mit
den Gefahren für Mädchen in Social Media und Mobbing beschäftigte und der auf Wunsch der
Teilgeberinnen „ohne Erwachsene“ stattfand.
Bei den anderen Schülerworkshops hat die Schule das Konzept des „Aufsichtspaten“ angewandt.
Bei jedem Schülerworkshop trug sich zumindest eine Lehrperson ein, um die jungen Teilgeberinnen
und Teilgeber zu begleiten und ggf. bei Problemen zu unterstützen.
Einblick in die mediale Lebenswelt von Jugendlichen konnten die Erwachsenen bei zwei
Workshops zur beliebten Plattform TikTok bekommen „Erst dachte ich, dass wir im TikTok
Workshop nur Videos machen. Dass es dann am Ende in eine Diskussion um Privatsphäre endete,
war tausendmal besser!“ so eine Teilnehmerin. Eine andere Gruppe informierte über das Spiel
Fortnite, wobei es hier sowohl um Faszination als auch Gefahren ging. Es kam zu vielen
interessanten Gesprächen und auch Diskussionen. Grade das Zuhören und das gegenseitige
Interesse stellte einen erheblichen Zugewinn bei der Lehrer-Schüler-Beziehung und für das
Schulleben allgemein dar. Rita Dibos: „Die Schülerinnen und Schüler hatten die Gelegenheit uns
Erwachsenen ihre Faszination für Computerspiele und auch soziale Netzwerke zu erklären. Sie
stellten sich unseren kritischen Fragen und konnten unsere Skepsis gut nachvollziehen.“
Die Angebote waren so vielfältig wie die Schülerschaft selbst. Ein Schüler der Mittelstufe etwa
schlug einen Workshop in der Sporthalle zum „Austoben“ vor, da er selbe nicht lange stillsitzen
kann. Dies fand großen Zuspruch und verblüffte vor allem die Pädagogen, die selbst nicht an ein
solches ausgleichendes Angebot gedacht hätten an einem Medienprojekttag.
Auch Eltern wurden zu Teilgebern. Zwei Roboter der Firma „Rethink Robotics“ konnten bestaunt
und auch von Schülerinnen und Schülern programmiert werden. Im Eltern-Medien-Café konnte
man sich mit den Referentinnen und Referenten des Tages unterhalten. Auch der Schulserver Iserv
wurde vorgestellt. Bei den Workshops der teilgebenden Lehrerinnen und Lehrer ging es u.a. um
mediengestüzten Fachunterricht oder Nachhaltigkeit im Alltag. Ebenso wurde der Einsatz von AR
und VR im Unterricht vorgestellt. Großen Andrang gab es bei einem sogenannten Edu-Breakout,
einer Art digitalem Escape Room.
Die Schülerschaft konnte ihre Handys nutzen, um auf Instagram über den Tag zu berichten. Dies
taten auch Frei und Kirsch auf dem Instagramaccount der Eichenlaubschule
(@eichenlaubschule_weiskirchen). „Wir haben versucht, uns hier einer der beliebtesten
Kommunikationsplattformen der Schülerinnen und Schüler zu bedienen, um einen noch größeren
Zugang zu ihnen zu gewinnen. Viele Schülerinnen und Schüler nahmen das Angebot an und haben
ebenfalls fleißig unter dem Hashtag #DigiSnick19 gepostet.“
Zu Gast waren auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der Nachbarschulen. Sie hatten die
Eichenlaubschule durch die Leihgabe vieler IPads unter die Arme gegriffen. Eine tolle Form der
„Nachbarschaftshilfe“.
Der „DigiSnick“ wurde schließlich zu einem erfolgreichen Tag an der Schule. Es war ein großer
Unsicherheitsfaktor, den Tag als Barcamp mit knapp 600 Teilgeberinnen und Teilgebern, darunter
480 Schülerinnen und Schülern, deren Betreuung ja durchgängig gewährleistet sein musste,
anzulegen. Barcamps sind normalerweise auf ca. 300 Personen begrenzt, und das sind in der Regel
Erwachsene.
„Ob es sich gelohnt hat? – Auf alle Fälle! Ob wir es wieder machen würden? – Sehr wahrscheinlich
schon, aber ein paar Dinge haben wir dazugelernt“ so Anika Kirsch. „Die wichtigste Erkenntnis ist
sicherlich, dass wir enorm viel von unseren Schülerinnen und Schülern lernen können und es sich
lohnt, ihnen auch einfach mal zuzuhören.“ Bei einer Wiederholung würden Frei und Kirsch aber auf
einen Samstag als Veranstaltungstag gehen, um noch mehr Eltern und Kolleginnen und Kollegen,
auch der umliegenden Grundschulen, eine Teilnahme zu ermöglichen. „Je vielfältige die Teilgeber,
desto besser. Das Barcamp lebt vom gegenseitigen Austausch. Für die jüngeren Jahrgangsstufen
wäre etwas mehr Lenkung, z.B. durch eine Vorauswahl der Workshops, und eine Reduzierung der
Slots auf 2-3 ratsam. Sie waren teilweise doch noch überfordert vom komplett freien Format und
auch der Länge der Veranstaltung. Wahrscheinlich sind 3 Slots für Schülerinnen und Schüler
ausreichend. Anschließend könnte man dann noch einen extra Slot nur für Kolleginnen und
Kollegen und Eltern einplanen.“
Der Tag war geprägt von gegenseitigem Lernen und mehr als einmal fiel der Begriff „Augenhöhe“.
„Den DigiSnick in Form eines Barcamps zu veranstalten war mutig. Wir haben viel gewagt und
unendlich viel für unsere Schulgemeinschaft gewonnen. Unserer Schülerinnen und Schüler haben
uns alle für unseren Mut belohnt“ so Schulleiterin Rita Dibos zum Abschluss.
Um die Stimmung des Tages nacherleben zu können, lohnt ein Blick ins sogenannte „Eichenlaub-
Kino“ auf der Homepage der Schule (www.eichenlaubschule.de) und auch in die Storyhighlights
des Instagram-Accounts (@eichenlaubschule_weiskirchen).

Schaut euch auch das wundervolle Video zu unserem Barcamp an!

Hier gibt es den Bericht und weitere Infos auch als pdf: Artikel DigiSnick